Rückblick auf den Selbsthilfetag 2019
Begegnungen auf Augenhöhe
Ob seltene Krankheit, Nahtod -Erfahrung, Allergie, Schlaganfall, Unfall-Opfer, nachbarschaftlich leben für Frauen oder orientalische Musik und Gesang: Alle zwei Jahre ist der Marienplatz an einem Samstag im Sommer fest in der Hand der Münchner Selbsthilfebewegung. Selbsthilfegruppen und Initiativen aus den Bereichen Gesundheit, Krankheit, Behinderung, Sucht, Soziale Anliegen und Probleme, Eltern-Kind-Familie, Migration und Umwelt präsentierten sich einer breiten Öffentlichkeit.
Am Samstag, den 06. Juli 2019 war es wieder soweit. Rund 70 Informationsstände verwandelten den Marienplatz in ein buntes Meer von Pavillons und Plakaten, Messetheken und Tischen, Sonnenschirmen und Luftballons. Über 140 Selbsthilfe-Aktive standen bereit, ihre Arbeit vorzustellen und interessierte Besucherinnen und Besucher kompetent und engagiert zu ihren persönlichen Fragestellungen zu beraten und zu informieren.
Veranstaltet wird der Selbsthilfetag vom Selbsthilfezentrum München (SHZ) und der Landeshauptstadt (Referat für Gesundheit und Umwelt sowie Sozialreferat) unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dieter Reiter.
Ein Count Down und 2000 bunte Luftballons
„Die Selbsthilfe ist ein wichtiger Bestandteil der Landeshauptstadt München,“ betonte Stadtrat Christian Müller bei seiner Eröffnungsrede. „Dank der Selbsthilfegruppen können sich Menschen gegenseitig unterstützen und auf Augenhöhe begegnen in Situationen in denen es ihnen nicht gut geht“. „Zehn, neun, acht, sieben…“, der Count Down des Stadtrats war der Startschuss für alle Helferinnen und Helfer 2000 bunte Luftballons loszulassen. Begleitet von der Musik des Kabarettisten und Musikers Ecco Meineke schwebten sie über den Rathausturm in den weiß-blauen Münchner Himmel.
München Dankt – Auszeichnung der Landeshauptstadt München
Am Nachmittag verlieh Matthias Winter, Sozialreferat, sieben Vertreterinnen und Vertretern der Selbsthilfegruppen die Urkunde „München Dankt“ für besondere Verdienste im Rahmen des Bürgerschaftlichen Engagements mit den Worten: „Hier begegnen sich die Menschen auf Augenhöhe. In Selbsthilfegruppen sind die Mitglieder keine Patienten oder Klienten, sondern Gleiche unter Gleichen.“
Ausgezeichnet wurden dieses Jahr für ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement in der Selbsthilfe: Horst Dillschnitter, Leiter des Arbeitskreises der Pankreatektomierten, Jeannette Sommerschuh, Gründerin der Gruppe „Chronisch krank und Ja! Zum Leben“, Christine Göbel und Walter Graziano Fasson vom Tauschnetz „LETS“, Christine Höpfl von der „Selbsthilfegruppe für Hirnverletzte und deren Angehörige“, Munkhjargal Quarcoo, Gründerin der Migrantenselbstorganisation „Freunde der Mongolei e.V.“ und Alaa Alhargani von der SHG Arabischer Chor "Arte Oriental“, die noch am Nachmittag mit einer Kostprobe ihrer orientalischen Musik den Marienplatz in Schwung brachte.
Schwungvolles Bühnenprogramm
Trotz der flimmernden Hitze auf dem Münchner Marienplatz war die Stimmung fröhlich und beschwingt. Nicht zuletzt auch dank der vielen musikalischen Beiträge aus den kulturellen Gruppen. Viele Besucherinnen und Besucher tanzten ausgelassen zur Musik der „Initiative uigurischer Frauen“, waren voller Bewunderung angesichts des Mutes der Selbsthilfegruppe „Junge Aphasiker“, die ihrer Sprachstörung zum Trotz das Publikum mit Chorgesängen überraschten, oder begeistert von den wunderschönen Dirndln und prächtigen arabischen Kleidern, die die multikulturelle Frauengruppe „Kreativ und Selbstbewusst“ in einer Modenschau präsentierte.
Großes Interesse der Öffentlichkeit
Wie gut es den Menschen auf dem Marienplatz gefallen hat, wie sehr sich die Münchner Bevölkerung für die Selbsthilfe interessiert, belegen auch die Rückmeldungen der ausstellenden Selbsthilfegruppen: rund 20 % gaben an, dass ihr Infostand von mehr als 50 interessierten Personen besucht wurde, bei weiteren 20 % waren es sogar über 100 Besucher! In der Kategorie bis 50 Besucher machten rund 43 % der Gruppen ihr Kreuz, so dass sich für die Beteiligten die Teilnahme am Selbsthilfetag wirklich gelohnt hat.
Auch hinsichtlich der Zufriedenheit insgesamt waren die Rückmeldungen fast durchweg positiv: 94 % der teilnehmenden Gruppen kreuzten an, dass ihre Erwartungen an den Selbsthilfetag voll erfüllt wurden. Besonders hervorgehoben wurden die sehr gute Organisation und Betreuung durch das SHZ, die positive Stimmung und die schöne Atmosphäre auf dem Marienplatz, der informative und anregende Austausch mit den anderen Gruppen, die Vielfalt der Selbsthilfe und die vielen konstruktiven und anregenden Gespräche.
Wir danken – auch im Namen unserer Mitveranstalterinnen und Mitveranstalter – ganz herzlich allen, die zu diesem wunderbaren Tag beigetragen haben. Die große, bunte Selbsthilfebewegung hat sich in ihrer ganzen Vielgestaltigkeit präsentiert und ein unübersehbares Zeichen ihres bürgerschaftlichen Engagements gesetzt – zum Nutzen und zur aktiven Gestaltung unserer Stadtgesellschaft.
Mirjam Unverdorben-Beil, SHZ München
Sonja Vodicka, Pressesprecherin, SHZ München